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Rechtsstaatliche Demokratie und Erbschaft des Nationalsozialismus in der frühen Bundesrepublik

Symposium zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Joachim Perels

Rechtsstaatliche Demokratie und Erbschaft des Nationalsozialismus in der frühen Bundesrepublik

Symposium zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Joachim Perels

21./22. April 2012,
Leibniz-Haus Hannover

Veranstalter:
Leibniz Universität Hannover,
Institut für Politische Wissenschaft,
Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.
und Redaktion Kritische Justiz

Programm

Anmeldung und Anreise

21./22. April 2012,
Leibniz-Haus Hannover,
Holzmarkt 4–6

Programm als pdf-Datei

Seit Gründung der Bundesrepublik ist die Abgrenzung vom Nationalsozialismus Teil des offiziellen politischen Selbstverständnisses. Nicht zuletzt ist das Grundgesetz als Antithese zur Herschaftspraxis des NS-Staates formuliert und ist damit sowohl Ausdruck des vollzogenen Bruches mit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, als auch normative Leitschnur für die Entwicklung der zweiten deutschen Demokratie.

Doch obschon sich die nach 1945 unter maßgeblicher Führung der Alliierten Besatzungsmächte institutionalisierte Demokratie mittlerweile als eine von der deutlichen Mehrheit der Bürger anerkannte Ordnung etabliert hat, zeigen die Ergebnisse der jüngeren NS-Forschung im Hinblick auf die Ausgangssituation von Staat und Gesellschaft in der Gründungsphase der Bundesrepublik, dass die politische, ideologische und mentale Verwurzelung des nationalsozialistischen Regimes in der deutschen Gesellschaft sehr viel tiefgreifender war, als lange angenommen. In den Bereichen Politik, Kultur, Wissenschaft und Justiz zeigen sich bemerkenswerte Nachwirkungen des Nationalsozialismus. Gerade im Hinblick auf die justizielle Auseinandersetzung mit dem NS-Staat zeigt die Forschung Verzögerungen der Aneignung des demokratischen Rechtsstaates auf.

Zugleich zeigt sich gerade in den frühen Jahren in der breiten bundesdeutschen Öffentlichkeit und in den Medien eine deutliche Abwehr bzw. ein Beschweigen und Ausblenden bestimmter Aspekte der NS-Vergangenheit, das erst ab Ende der 1950er und insbesondere im Laufe der 1960er Jahre zunehmend aufgebrochen wird. Hierbei kommt der Berichterstattung über die NS-Prozesse, vorallem aber der aktiven Aneignung der Demokratie und der bewußten Abkehr von überkommenen gesellschaftlichen Strukturen und Denkmustern durch die nachwachsende Generation eine besondere Bedeutung zu. Oft wurde diese Entwicklung von Zurückgekehrten Emigranten, die in den 1950er Jahren noch weitgehend unbeachtete kritische Minderheitenpositionen vertreten hatten nachhaltig beeinflusst.

Das Symposium "Rechtsstaatliche Demokratie und Erbschaft des Nationalsozialismus in der frühen Bundesrepublik" widmet sich den drei für die bundesdeutsche Nachkriegsentwicklung besonders bedeutenden Bereichen Medien und Öffentlichkeit, juristische Strafverfolgung und Justiz sowie den Kontinuitäten und Diskontinuitäten von Denkmustern.

Programm

Samstag, 21. April 2012

Grußworte, 10:00 Uhr
Prof. Dr.-Ing. Erich Barke, Präsident der Leibniz Universität Hannover
Prof. Dr. Heiko Geiling, Geschäftsführender Leiter des Instituts für Politische Wissenschaft der Leibniz Universität Hannover
Prof. Dr. Eva Kocher, Institut für Öffentliches Recht, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und Geschäftsführerin der "Kritischen Justiz"
Wilfried Wiedemann, Sprecher der Regionalen Arbeitsgruppe Hannover "Gegen Vergessen Für Demokratie" e.V.
Laudatio, 10:30
Prof. Dr. Hans-Peter Schneider, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Instituts für Föderalismusforschung
Einleitung, 11:00
Zeitgeschichte und Aufarbeitung der NS-Vergangenheit (Dr. Claudia Fröhlich, Sonja Begalke, M.A.)
Pause 11:45 bis 12:00
Medien und Öffentlichkeit
12:00 bis 12:45
Die Berichterstattung der "Neuen Zeitung" und der "ZEIT" über die Nürnberger Nachfolgeprozesse (Dipl.soz.Wiss. Simone Schad-Smith)
Pause 12:45 bis 13:45
13:45 bis 14:30
Der frühe "Spiegel" und die NS-Vergangenheit (Dr. Klaus Wallbaum)
14:30 bis 15:15
Die Rede Karl Barths zum Volkstrauertag von 1954 und die öffentlichen Reaktionen (Prof. Dr. Joachim Perels)
Pause 15:15 bis 15:45
15:45 bis 16:30
1954: Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft und Amnestie von NS-Tötungsdelikten (Sonja Begalke, M.A.)
Strafverfolgung von NS-Verbrechen
16:30 bis 17:15
Widerstandsrecht und Widerstandspflicht als Verfassungsnorm? Kontroverse Rechtsauffassungen nach 1945 (Dr. Claudia Fröhlich)
17:15 bis 18:00
Gesetzliches Unrecht – Die Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes für die Britische Zone (Dr. Ulrike Homann)
Pause 18:00 bis 18:30
18:30 bis 19:15
Das Bild des Bundesgerichtshofs von der NS-Herrschaft (Dr. Axel von der Ohe)
19:15 bis 20:00
Die Minderheitsposition Fritz Bauers in der Justiz (PD Dr. Irmtrud Wojak)
Empfang und Abendimbiss

Sonntag, 22. April 2012

Strafverfolgung von NS-Verbrechen (Forts.)
10:00 bis 10:45
Das Landgericht München I und die Exkulpation von NS-Tätern (Dr. Kerstin Freudiger-Utke)
10:45 bis 11:30
Negation des Legalitätsprinzips im Blick auf die Straftaten des Reichssicherheitshauptamts (Dr. Stephan Alexander Glienke)
Kontinuitäten Und Diskontinuitäten von Denkmustern
11:30 bis 12:15
Die Haltung von Bundeskanzler Konrad Adenauer zu den NS-Verbrechen ( Oliver Freise, M.A.)
Pause 12:15 bis 13:00
13:00 bis 13:45
Theodor Heuss und die NS-Vergangenheit (Dirk Schmaler, M.A.)
13:45 bis 14:30
Der Düsseldorfer Prozess gegen das westdeutsche Friedenskomitee. Kategorien für die strafrechtliche Verfolgung von Kommunisten (Dr. Christopher R. Tenfelde)
Pause 14:30 bis 15:00
15:00 bis 15:45
Otto Dibelius und die Aufarbeitung des Nationalsozialismus (Dr. Jens Gundlach)
15:45 bis 16:30
Die Weitergeltung des Sterilisierungsgesetzes von 1934 (Prof. Dr. Kathrin Braun, Dr. Svea L. Hermann)
Abschlussvortrag
16:30 bis 17:15
Der Bezugspunkt der Erinnerung ist die Gegenwart. Historisch-politische Bildung heute (Dr. Susanne Benzler)

Anmeldung und Anreise

Bitte bei Frau Sonja Begalke (email: sonja.begalke[at]yahoo.de) anmelden. Da die Zahl der Teilnehmer begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung bis zum 15. April 2012

Die Tagungsplanung haben inne:
Sonja Begalke, M.A.
Dr. Claudia Fröhlich
Dr. Stephan A. Glienke

Das Leibnizhaus (Holzmarkt 4–6) ist vom Hauptbahnhof in ca. 10 Minuten zu Fuß erreichbar. Es liegt neben dem Historischen Museum in der Nähe des Niedersächsischen Landtages (Lageplan). Mit der U-Bahn (Station Markthalle/ Landtag) und dem Bus (Haltestelle Friedrichswall) ist das Leibnizhaus gut zu erreichen.

Veranstalter

Leibniz Universität Hannover,
Institut für Politische Wissenschaft,
Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. und
Redaktion Kritische Justiz