Zur normalen Fassung

Vergangenheit, die nicht vergeht

Christoph Jünke über den langen Schatten des Stalinismus

Werte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Genossinnen und Genossen,*

Ich möchte im Folgenden nicht darüber reden, dass Wissenschaft und Politik selbstverständlich zusammengehören, obwohl uns doch immer wieder gepredigt wird, dass dies nicht so sei. Ich rede auch nicht darüber, wie sehr wir alle, kollektiv wie individuell, in der Geschichte stehen, obwohl uns die bürgerliche Ideologie und die marktwirtschaftliche Praxis allzeit belehren, dass Geschichte nicht zählt; dass die Geschichte vor allem eins ist: vergangen – allenfalls eine Last oder eine Hypothek. Wir alle stehen in der Geschichte – auch wenn es richtig ist, dass die sozialistische Linke auf einen fundamentalen Bruch mit dieser real vor sich gehenden Geschichte hinzielt, weil diese Geschichte eine Geschichte von Gewalt und Ausbeutung, von Entfremdung und Verdinglichung ist. Die Geschichte, auch die eigene Geschichte der Linken, lastet bekanntlich wie ein Alp auf unseren Schultern. Und doch ist zu bedenken, was der britische Philosoph und Marxist Terry Eagleton in seinem jüngsten Buch – nicht zufällig ein Buch über die Ethik – geschrieben hat: Der von der Avantgarde immer wieder verabsolutierte Bruch mit der Vergangenheit ist, so Eagleton, auch ein Bruch mit der Chance, diese Geschichte zu überwinden. Darüber würde es sich meines Erachtens lohnen nachzudenken – wissenschaftlich wie politisch.

Damit bin ich nun aber doch mitten im Thema meines Vortrages über den langen Schatten des Stalinismus.

Die Hoffnung all jener, die sich nach dem Epochenbruch der Jahre 1989–1991, nach dem Zusammenbruch des einstmals real existierenden Sozialismus, damit getröstet haben, dass nun wenigstens der Stalinismus verschwunden sei, diese Hoffnung hat getrogen – das ist eine der zentralen Thesen meines Buches über den langen Schatten des Stalinismus. Bereits zu Beginn der 1990er Jahre konnte beobachtet werden, wie der Stalinismus fortlebt, mindestens im »Beschönigen und Lobpreisen stalinscher Taten und in der Unterdrückung antistalinistischer Kritik«, wie es ein Autor in der damaligen Auseinandersetzung um die Weißenseer Blätter feststellte. Der Kritiker sollte Recht behalten mit seiner Warnung, dass es sich bei den damaligen Debatten um mehr als nur Nachhutgefechte handeln könnte. Denn was damals von vielen (auch von mir übrigens) als zu vernachlässigende Auseinandersetzung von Ewiggestrigen betrachtet wurde, stellt sich 15 Jahre später etwas anders dar. Immer deutlichere Konturen haben seitdem die immer umfangreicheren Versuche angenommen, den Stalinismus nicht nur als historischen Ereigniszusammenhang, sondern auch als politische Theorie und Praxis zu rechtfertigen. Das zeige ich im zweiten Teil meines Buches an heutigen linken Vordenkern wie Domenico Losurdo, Luciano Canfora, Hans Heinz Holz und anderen auf – und nicht zuletzt an der Resonanz und Reputation, die diese heute genießen.

Die ideologischen Manöver dieses nicht ganz so originellen Zeitgeistes beginnen bereits damit, dass unter dem Beifall des Publikums ernsthaft in Frage gestellt wird, ob man überhaupt von einem solchen Stalinismus sprechen könne. Dieselben Leute, die nicht müde werden, die Plakette eines »Marxisten« positiv oder das Etikett des »Trotzkisten« negativ vor sich herzutragen, weisen den Begriff des Stalinismus weit von sich und können in ihm nur die Umschreibung der Herrschaftszeit einer bestimmten historischen Person erkennen.

In der Tat war und ist der Stalinismus zuallererst eine historische Erscheinung und bezeichnet die sowjetrussische Zeit unter Stalin. Es hat in den vergangenen Jahrzehnten zahllose Versuche gegeben, den Inhalt und die Form dieser historisch neuartigen Gesellschaftsformation auf den Begriff zu bringen: Kommunismus, primitiver Kommunismus, Sozialismus, real existierender Sozialismus, Nominalsozialismus, staatsadministrativer oder bürokratischer Sozialismus, bürokratischer Kollektivismus oder asiatischer Despotismus, Arbeiterstaat, bürokratischer oder entarteter Arbeiterstaat usw. usf. Dass sich keiner dieser Begriffe wirklich durchgesetzt hat, hat meines Erachtens auch mit den schwerwiegenden Nachteilen zu tun, die diese Bezeichnungen aufweisen – denn sämtliche Rückgriffe auf die Begriffe Sozialismus oder gar Kommunismus halten den Kriterien einfach nicht stand, die die sozialistische und marxistische Tradition einstmals mit gutem Recht aufgestellt hat. Alle diese Begriffe haben mehr noch dazu beigetragen, die Köpfe der zu Emanzipierenden grundlegend zu verwirren und die Idee des Sozialismus nachhaltig zu desavouieren. Auch die Versuche, mit den wissenschaftlich treffenderen Begriffen von Bürokratie und Arbeiterstaat zu arbeiten, haben ihre Nachteile: Wie soll man sie von anderen bürokratischen Institutionen, Bewegungen und Staaten sauber und nachvollziehbar abgrenzen und wie vermeidet man den positiven Beigeschmack eines »Arbeiter«staates, wo doch die Arbeiter offensichtlich nicht geherrscht haben?

So lange also Politik und Wissenschaft keinen besseren Begriff finden oder mir kein besserer einfällt, bleibe auch ich bei dem allgemein gehaltenen, an sich wenig aussagenden und unverbindlichen Begriff des Stalinismus. Und ich gehöre dabei zu jenen, die diesen historischen Stalinismus als ein spezifisches gesellschaftspolitisches Herrschaftssystem betrachten, das weder kapitalistisch noch sozialistisch war – jedenfalls nicht nach den Kriterien der sozialistischen Klassiker. Ich betrachte das ehemalige Sowjetsystem als eine erstarrte Übergangsgesellschaft, die von einer aus der Arbeiterbewegung, aus der Arbeiterklasse kommenden bürokratischen Schicht organisiert und geleitet wurde. Den Versuch einer kritischen Neuaneignung der Jahrzehnte alten Debatte, was der Stalinismus historisch eigentlich gewesen ist, habe ich im ersten Teil meines besagten Buches vorgelegt – mit einem exemplarischen Blick auf führende Denker der sozialistischen Linken wie Werner Hofmann, Isaac Deutscher, Georg Lukács, Leo Kofler u. a.

Stalinismus war und ist also zuallererst eine historische Erscheinung. Stalinismus war und ist jedoch mehr als dieses historisch spezifische Herrschaftssystem. Denn dieses Gesellschaftssystem des selbsternannten Sozialismus hat seinen Schöpfer um viele Jahrzehnte überlebt – vielleicht nicht in seinen Gewaltexzessen, wohl aber in seinen gesellschaftlichen Grundlagen, Strukturen und Ideologien. Ja mehr noch: Das von Stalin mit Gewalt und Tücke begründete Gesellschaftssystem hat seinen Gründer nicht nur um Jahrzehnte überlebt, sondern ist auch in anderen historischen und geografischen Kontexten angewandt worden. Stalinismus ist vor diesem Hintergrund nicht nur eine historische Erscheinung, sondern auch eine politische Theorie und Praxis, eine spezifische Art des politischen Denkens und Handelns, die sich als solche sogar von der Person Stalins und vom sowjetrussischen Beispiel vollkommen abzulösen vermag. Teile der heute vorherrschenden zeitgeschichtlichen Stalinismusforschung verstehen den Stalinismus dagegen als ein rein historisches Phänomen und lehnen eine Ausdehnung des Begriffs, über die Fokussierung auf den stalinistischen Terror der 1930er Jahre hinaus, explizit ab. Auch wenn sich dies interessanterweise mit bestimmten Traditionen linker Geschichtsschreibung überschneidet, halte ich dies für historisch und politisch falsch.

Ich stehe damit in einer nicht weniger wichtigen Tradition, in einer Tradition, zu der auch ein Leo Kofler gehört, über dessen Leben und Werk ich eine dicke Studie veröffentlicht habe – das ist das andere Buch, für das ich dankenswerterweise heute ausgezeichnet werde. Leo Koflers Stalinismusanalysen zu Beginn der 50er Jahre – Kofler war natürlich weit mehr, als nur ein Stalinismuskritiker – markieren den im deutschen Sprachraum nach dem Zweiten Weltkrieg ersten systematischen Versuch, die stalinistische Theorie mit marxistischen Mitteln zu kritisieren. Und ich kann nicht umhin, hier in Leipzig zu betonen, dass diese Stalinismusanalysen eine direkte Verarbeitung der Erfahrungen sind, die Kofler in der jungen DDR machen durfte, bzw. musste. Für Kofler ist stalinistisches Denken eine grundlegende Entstellung des eigentlichen wie des wirklichen Marxismus. Die stalinistische Theorie und Praxis ist für ihn strukturell undialektisch, mechanistisch, antihumanistisch und antiemanzipativ – die Herrschaftsideologie einer bürokratischen Kaste. Mit seiner hier leider nicht auszuführenden Ideologiekritik des Stalinismus hat Kofler es geschafft, gleichsam eine theoretische Grammatik des pseudosozialistischen »stalinoiden« Denkens offen zu legen. Das erlaubte ihm auch, sich bereits damals dem Problem des posthumen Nachlebens des Stalinismus zu nähern. Kofler konnte dies nicht zuletzt, weil er als wirklicher Marxist verstanden hat, dass dem Bewusstsein der handelnden Menschen eine aktive, Fakten schaffende Rolle eingeschrieben ist, und weil er es verstanden hat, dass auch der Stalinismus eben mehr war als nur eine spezifisch russische Entgleisung der Geschichte, dass dieser vielmehr seine Dynamik gerade auch aus den objektiven Problemen eines jeden Übergangs zum planwirtschaftlichen Sozialismus zieht.

Damit bin ich an einem entscheidenden Punkt meiner Argumentation angelangt. Noch immer gilt, was der britische Historiker und Sozialist Edward P. Thompson Ende der 1970er Jahre schrieb, als er feststellte: »Wenn wir den Stalinismus (...) als ein System von institutionellen Formen, Praktiken, abstrakten Theorien und Herrschaftsverhalten verstehen, dann ist die 'nachstalinistische Generation' noch nicht geboren worden.« Und die Frage, die ich mir gestellt habe, ist die, warum das, materialistisch betrachtet, so ist.

Warum also will auch diese Vergangenheit nicht vergehen? Warum wirft der historische Stalinismus auch weiterhin einen deutlichen Schatten auf die deutsche Linke? Ich sehe hier vor allem zwei Gründe, einen historischen und einen zeitgenössisch politischen.

Der erste Teil der Antwort, der historische Grund, findet sich in der Standardantwort, dass es sich bei dem Philostalinismus schlicht um eine Altlast der Vergangenheit handele. In der Tat wirkt der historische Stalinismus in vielfältiger Form nach, praktisch wie theoretisch. Da gibt es die Unmittelbar Betroffenen, die Täter und Opfer, die Alt- und Postkommunisten, die so genannten »Ewiggestrigen« und jene, die sich von ihrer Vergangenheit abgewandt haben. Es gibt aber auch noch mittelbar Betroffene jenseits des linken Milieus – und sie dürften in ihrem Gewicht viel bedeutender sein. Man kann nämlich wesentliche Teile des gesellschaftspolitischen und sozialphilosophischen Denkens auch unserer Zeit nicht verstehen, wenn man nicht versteht, dass es in vielem, zu Recht oder zu Unrecht, eine intellektuelle Reaktion auf die Geschichte und Ideologie des stalinistisch deformierten Kommunismus ist. Auch in dem nun auf dem Wege zum Kapitalismus befindlichen Osteuropa ist der Stalinismus mehr als nur gedanklich noch präsent. Ohne ein Verständnis einstmals »sozialistischer« Bürokratie ist auch der mafiotische Übergangskapitalismus des Ostens kaum verständlich. Und das größer gewordene Deutschland ist zu einem gehörigen Maß Teil des osteuropäischen Erbes geworden – politisch, ökonomisch wie kulturell.

Gerade in Ostdeutschland verweist die noch immer vorherrschende »Ostalgie« aber auch darauf, dass sich der lange Schatten des Stalinismus, entgegen der landläufigen Meinung, nicht nur aus der längst vergangenen Geschichte speist, sondern mehr noch aus der gesellschaftspolitischen Gegenwart, aus den tief greifenden Enttäuschungen über 20 Jahre deutsche Einheit und die damit einhergehende Enteignung von Besitz und Bewusstsein, von Tradition und Würde.

Damit bin ich bei dem zweiten, dem mehr zeitgenössisch politischen Grund für den langen Schatten des Stalinismus. Mehr als mit einer gewünschten Rückkehr zur SED-Diktatur hat diese Nostalgie nämlich etwas zu tun mit »dem Wunsch, in eine Periode sozialer Sicherheit und öffentlicher Wohlfahrt zurückzukehren« (so der britische Politikwissenschaftler Peter Thompson in einem Buch über die historische Krise der deutschen Linken). Ich sehe in dieser Haltung durchaus etwas eminent Emanzipatives. Und doch kann diese Haltung auch etwas zutiefst Paternalistisches ausdrücken. Die aus dieser Haltung gelegentlich erwachsenden Übergänge zu sozialem Autoritarismus und weiterwirkenden stalinistischen Gedankenstrukturen sind vor allem dort fließend, wo es zu keiner wirklichen Entstalinisierung des Denkens gekommen ist – ein Tatbestand, der die deutsche Linke eben mehr als andere europäische Linke trifft. Und sie sind dort fließend, wo sich diese mangelnde Entstalinisierung mit den neuen Realitäten einer neoliberalen Barbarei mischt, mit dem Klassenkampf von oben also und der damit einhergehenden Aushöhlung demokratischer und sozialstaatlicher Errungenschaften. Gerade in diesen Prozessen findet der reflexhafte Rückgriff auf stalinistische Diskurse seinen zeitgenössischen Nährboden.

Ich verstehe den Philo- und Neostalinismus also als eine von mehreren politisch-ideologischen Reaktionsformen auf den Zustand unseres nun gesamtdeutschen Gesellschaftssystems, d.h. auf die sich forcierende Transformation der herrschenden bürgerlich-kapitalistischen Demokratie. Der Unmut gegen diese regressiven Tendenzen beginnt sich seit einigen Jahren wieder zu politisieren. Und so wie wir ein Neuaufgreifen vielfältiger alter Traditionen der deutschen Linken beobachten können – Abendroth, Kofler, Richard Müller und viele andere – so greifen auch viele auf die Staat gewordenen Traditionen der stalinistischen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung zurück.

Eine solche Erklärung kann jedoch keine Entschuldigung sein, denn jeder neue Sozialismusversuch, das hat auch Leo Kofler bereits vor 50 Jahren betont, wird entweder demokratisch sein oder er wird gar nicht sein. Jeder neue Sozialismusversuch kann nur mehrheitsfähig und siegreich sein, wenn er politische und soziale Freiheit nicht gegeneinander ausspielt; wenn er die politische Freiheit mit der sozialen Freiheit auf einer neuen welthistorischen Stufe von Freiheit praktisch-politisch vereinigt; wenn er endlich beherzigt, was die gute alte Rosa Luxemburg bereits vor 90 Jahren in die berühmt-berüchtigten Worte fasste, dass die sozialistische Demokratie »nicht erst im gelobten Lande (beginnt), wenn der Unterbau der sozialistischen Wirtschaft geschaffen ist, als fertiges Weihnachtsgeschenk für das brave Volk, das inzwischen treu die Handvoll sozialistischer Diktatoren unterstützt hat. Sozialistische Demokratie beginnt zugleich mit dem Abbau der Klassenherrschaft und dem Aufbau des Sozialismus. Sie beginnt mit dem Moment der Machteroberung durch die sozialistische Partei.«

Jeder heutige Versuch, den historischen Stalinismus in seiner Theorie oder Praxis auch weiterhin zu beschönigen, zu verteidigen, zu rechtfertigen oder gar zu reproduzieren, ist deswegen nicht nur moralisch verwerflich, sondern mehr noch eine politische Regression. Er fällt in gerade jene autoritäre, erziehungsdiktatorische Politikform zurück, die der Linken schon allein deshalb keinen Ausweg aus ihrer historischen Krise vermitteln kann, weil es nicht zuletzt diese autoritäre, erziehungsdiktatorische Politik gewesen ist, die sie in diese Lage gebracht hat.

Leo Kofler hat uns zu Recht darauf hingewiesen, dass den Stalinismus bei allen konkreten historischen Umständen, die für ihn verantwortlich zu machen sind, nicht wirklich verstanden hat, wer nicht versteht, dass er die Probleme eines jeden Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus spiegelt. Diese Einsicht ist heute zu vertiefen: Solange über gesellschaftliche Transformationsprozesse über die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaftsform hinaus nachgedacht, diskutiert und politisiert wird, solange wird es auch die Versuchung eines gesellschaftspolitischen Substitutionismus geben, d.h. den autoritären und erziehungsdiktatorischen Kurzschluss einer sich an die Stelle der breiten Bevölkerungsmehrheit im wahrsten Sinne des Wortes setzenden und so verselbstständigenden Avantgarde. Es war dieser so genannte Substitutionismus, der sich auch und gerade im historischen Stalinismus so klassisch wie verhängnisvoll niedergeschlagen hat, den man aber auf den historischen Stalinismus nicht reduzieren darf.

Vor diesem Hintergrund verstehe ich den langen Schatten des Stalinismus nicht nur als einen Schatten, der aus der Vergangenheit her weht. Er ist nicht nur ein Problem der Geschichte. Der lange Schatten des Stalinismus ist ebenso ein Schatten, der aus der politischen Zukunft auf uns geworfen wird – ein Problem nämlich jeder politischen Theorie und Praxis der Veränderung des Status Quo.

Es drängt und lohnt also, sich des Stalinismusthemas auch weiterhin anzunehmen. Der Philo- und Neostalinismus ist zwar noch keine identifizierbare politisch-organisatorische Strömung, sondern vor allem eine politisch-intellektuelle Strömung. Aber es gilt, auch vermeintlichen Unsinn intellektuell zu bekämpfen. Der schon erwähnte Edward P. Thompson hatte vollkommen Recht, darauf hinzuweisen, dass spinnerte intellektuelle Moden nicht alsbald verschwinden werden, nur wenn man die Augen vor ihnen schließt: »Historiker sollten wissen«, so Thompson wörtlich, »dass Spinnereien, wenn man sie toleriert – und sogar hofiert und hegt – erstaunliche Wirksamkeit und Langlebigkeit entwickeln können. (Schließlich ist für jeden rationalen Geist der größte Teil der Ideengeschichte eine Geschichte von Spinnereien.«


Ich danke für Ihre und Eure Aufmerksamkeit und wünsche allen ein frohes neues Jahr.


Anmerkung

* Bei dem Beitrag handelt es sich um die (geringfügig gekürzte) schriftliche Fassung einer Dankesrede, die der Autor bei der Verleihung des Wissenschaftspreises 2009 der Rosa Luxemburg-Stiftung Sachsen im Januar in Leipzig gehalten hat. Ausgezeichnet wurde er für seine beiden Werke »Sozialistisches Strandgut. Leo Kofler – Leben und Werk (19007–1995)« (Hamburg: VSA-Verlag 2007) und »Der lange Schatten des Stalinismus. Sozialismus und Demokratie gestern und heute« (Köln: Neuer ISP-Verlag 2007). In letzterem Band finden sich bei Bedarf auch die Zitatnachweise und Quellen für diesen Text.

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https://sopos.org/aufsaetze/49942b7b40c8a/1.phtml

sopos 2/2009