| 
 
            Zweiwochenschrift 
 
        Abonnement 10/2017 
  9/2017 
  8/2017 
  7/2017 
  6/2017 
  5/2017 
  Archiv Impressum
 
 Plattform SoPos
 
 |  |  | 
 Den Aufsatz kommentierenSchockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können.  Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror.
 Der die Wörter nicht rauswirft  Lothar Kusche  Dieter Mann (Jahrgang 1941) erlernte seinen Theater-Beruf von 1962 bis 1964
		in der Staatlichen Schauspielschule, Berlin-Niederschöneweide, und bei
		seiner Arbeit, für die er 1964 ans Deutsche Theater engagiert wurde, dem
		er seit vierzig Jahren ununterbrochen angehört. Diese Kontinuität
		ist ihm und seiner Kunst und seinem Hause sehr gut bekommen. Er spielte und
		spielt dort mit nachhaltigem Erfolg Rollen aller Art und Größe und
		diente der Bühne in schwierigen Jahren auch als intelligenter und sachkundiger
		Intendant. (Wie es scheint, muß man nicht unbedingt durch Aufnahmeprüfungen
		fallen und als verkanntes Genie trübsinnig werden, um am Theater Fuß zu
		fassen. Ein gewisses Stehvermögen indes kann nützlich sein.)Manns Kollege Eberhard Esche beschloß sein bedeutsames Erinnerungsbuch »Der
		Hase im Rausch« (Berlin 2000, Eulenspiegel Verlag) mit den skeptischen
		Worten: »Die Entwicklung der deutschen Schauspielkunst, die besonders
		betrieben von den nach der Zerschlagung des Faschismus heimgekehrten Emigranten
		und einer Regierung, die über Konzepte verfügte und mit Geldmitteln
		nicht sparte –, diese Entwicklung, die in der Frühphase der DDR
		begann, deren Kontinuität in den langen Jahren der Endphase der DDR brüchig
		wurde, ist mit der Liquidation der DDR ausgelöscht worden.«
 
 Mann, gelernter Dreher, aber nicht Wender, sagte mal: »Ob ich spiele
		oder nicht – es ist mein Theater.« Hat er nicht bloß gesagt,
		sondern auch praktiziert. Ein Mann der Praxis. Früher, erzählt er, »hatte
		ich sehr forciert gespielt, mit artistischen Elementen. Nun... blieb nur: stehen,
		denken, mitfühlen, mitteilen. Ich begriff während der (›Tasso‹-)
		Arbeit die Untauglichkeit, Goethe mit meinem Witz und meiner Überinterpretation überholen
		zu wollen. ›Laß‹, so schrieb mir der Regisseur (Friedo
		Solter) zur Premiere, ›das Rauswerfen der Wörter, von denen Du
		meinst: Das müssen die Leute wissen.‹ Zwölf Jahre blieb diese
		Inszenierung im Spielplan, und was ich spielte, wurde immer sparsamer. Ich
		glaube, es hatte damit zu tun, daß einem etwas zuwuchs, das irgendwann
		irgendwer Persönlichkeit nennen mag.« Das ist zweifellos richtig!
 
 Nun ist Dieter Mann zum Ehrenmitglied des Deutschen Theaters ernannt
		worden. Eine seltene Auszeichnung. Die Liste umfaßt von Wegener, Winterstein,
		Lucie Höflich, Tilla Durieux, Ernst Busch, Wolfgang Langhoff, Wolfgang
		Heinz, Elisabeth Bergner bis Inge Keller nur 21 Namen. Dieter Mann ist der
		zweiundzwanzigste Stern, der uns da entgegen glänzt. Er bemerkte 1998: »Wenn
		man so lange an einem Haus ist, merkt man gar nicht, wie man älter wird.« Das
		sei doch gut, fand der Reporter. »Sehr gut«, fand Mann, »und
		sehr schrecklich«. Bei ihm finden wir das gar nicht schrecklich und gratulieren.
 
 Erschienen in Ossietzky 18/2004 
 |